Fahrt

Der achtzehnte Tag, 18. August 1991

Kurz vor der ersten Insel sehe ich die erste Tramperin. Vielleicht sechzig Jahre alt, eine bunte, fröhliche Kleidung, ein müdes Gesicht. Die Straße wird zur Brücke zwischen zwei Meeren. Der Golf von Mexico auf der rechten Seite, der Atlantik auf der Linken. Die Straße wird enger, wird zweispurig. Dann breiter, vierspurig. Wir spielen das Kolonnenspiel: wer wird Kolonnenführer, wer verläßt die Kolonne, um zur nächsten zu stoßen; wer wird erwischt, wer kommt durch; wer benutzt Funk, wer keinen. Ein Blick nach rechts. Ein Pelikan fliegt mit uns. Genau über der Brüstung. Einige hundert Meter, dann biegt er in das dunkelblaue Wasser hinunter. Niedrige Bäume, dann und wann auf einer größeren Insel Abfahrten. Auf unserer Straßenseite Restaurants, Supermärkte, Bootverleih. Auf der anderen Campingplätze und Motels. Auf einer Insel ist nichts. Sie ist klein und schmal, so schmal, daß die Straße sich wieder auf zwei Spuren zusammenzieht, um sich auf der Brücke wieder auszuweiten. Die Brücke ist eine Straße in den Himmel. Blaßblau mit weißem Horizont. Langsam steigt die Straße an, die Autos verschwinden eines nach dem anderen hinter der Kuppe. Vielleicht ist die Welt zu Ende. Die Kuppe eine Schanze. Wir schießen hinaus, unserem Ziel entgegen und kommen sachte wieder hinab, tauchen ein, in die dunklen, in die azurfarbenen, in die wasserglasblauen Flächen. Wir schwimmen mit den Fischen. Leuchtend gelbe ziehen langsam an uns vorbei, ein Wippen mit der linken Flosse, der Schwarm taucht unter dem Kotflügel ab. Eine Qualle setzt sich auf die Windschutzscheibe, die pulsierenden Tentakeln an das Glas geschmiegt. Langsam löst sie sich wieder, stößt sich ab, einen feuerroten Schweif hinter sich her ziehend. Luftblasen perlen am seitlichen Fenster empor. Die nächste Insel kommt in Sicht, weit hinten lagert sie sich an das graue Straßenband. Eine Autowerkstatt.